Interessante Bauten und Monumente finden sich überall. Zum Gelingen der Aufnahme fehlen nur noch der richtige Standpunkt, die richtige Tageszeit – und natürlich unsere Praxis-Tipps.
1. Wiedererkennbarkeit
Es muss nicht immer das ganze Objekt zu sehen sein, damit wir erkennen, um welches Gebäude es sich bei der Aufnahme handelt. Um zu wissen, dass sich der Fotograf hier in der Kuppel des Reichstags in Berlin befindet, genügt die Einbeziehung von einem der flaggenbewehrten Ecktürme in die Aufnahme. Durch den passenden Ausschnitt wirkt das Bild verständlich und spannend zugleich.
2. Interieurs
Bei Aufnahmen von Innenräumen empfiehlt es sich, mit einem extremen Weitwinkel zu arbeiten. Als Richtschnur kann eine Brennweite 24 Millimetern gelten. Denk aber daran, dass die meisten DSLRs keinen Vollformatsensor haben und somit ein Verlängerungsfaktor zu berücksichtigen ist! Die Alternative: Setz dein Panorama aus mehreren Aufnahmen zusammen. Das ist aber schwieriger als bei Landschaftsfotos: Du musst sehr exakt arbeiten, um die Bilder im Nachhinein per Software perfekt zusammenfügen zu können. Versuch, die Übergänge so zu wählen, dass diese nicht genau auf einen Lichtverlauf oder auf ein Muster auf der Wand fallen.
3. Stürzende Linien
Ob Kirchen, Hochhäuser oder Museen, das Problem ist immer wieder das gleiche: Man steht auf der Straße oder dem Platz davor und kippt die Kamera, um das ganze Gebäude aufs Bild zu bekommen. Dies hat unweigerlich zur Folge, dass die in Wirklichkeit parallelen Gebäudekanten in der Aufnahme auf einen Fluchtpunkt „zustürzen“. Mit mindestens 1.000 Euro teuren Tilt-Shift-Objektiven, deren Linsengruppe sich senkrecht zur optischen Achse verschieben lassen, kann dieser Effekt aufgehoben werden – durch „Shiften“, wie die dazu nötige Dezentrierungsbewegung meist genannt wird.
4. Standort verändern
Wenn es möglich ist, das Motiv auch aus größerer Entfernung aufzunehmen, schwächt sich allein durch die längere Brennweite der Effekt stürzender Linien ab. Am besten, aber eher selten realisierbar, ist ein Standpunkt, der dem Motiv sozusagen auf halber Höhe gegenüberliegt.
5. Formen wahren
Der Charakter eines Bauwerks sollte sich in der Aufnahme widerspiegeln. Gerade bei modernen, für ihre Grenzen sprengende Formensprache berühmten Bauten ist der Standpunkt besonders wichtig. Dieser entscheidet, wie realistisch du das Bauwerk einfängst. Mach dir die Mühe, um das Objekt herumzugehen und es von allen Seiten zu betrachten. Bei sehr bekannten Motiven kannst du beispielsweise auch im Internet nachschauen, welche Besonderheiten das Gebäude aufweist.
6. Angestrahlt
Ob Burganlage oder postmoderner Gebäudekomplex – oft entfalten Bauwerke einen ganz besonderen Reiz, wenn sie nach Einbruch der Dämmerung in künstlichem Licht erstrahlen.
7. Tiefenwirkung
Bei in Reih und Glied sowie in gleichem Abstand zueinander aufgestellten Objekten stellt sich die Tiefenwirkung ganz von selbst ein. Denn je weiter die Objekte entfernt liegen, desto kleiner nimmt unser Auge sie wahr.
8. Unschärfe
Du hast ein Stativ? Dann nichts wie ab in den gläsernen Aufzug oder auf eine ausreichend lange Rolltreppe. Eine etwas ungewöhnliche Idee, aber von experimentellem Reiz. Und mit der passenden Belichtungszeit gelingen wirklich tolle Effekte.
9. Formatwahl
Allein das Bildformat lässt deine Bilder gleich ganz anders wirken. Deshalb solltest du es wohlüberlegt einsetzen. Ob Hoch- oder Querformat ist eine Frage des Motivs. Durch die Wahl des Hochformats wird beispielsweise die Höhe von Wolkenkratzern, Türmen oder Obelisken betont. Diese wirken deutlich imposanter und vor allem realistischer. Bei ausgedehnten Schlossanlagen oder Brücken empfiehlt sich das Querformat, nicht nur um das gesamte Objekt ablichten zu können, sondern auch um die Ausmaße nochmals zu unterstreichen. Und am PC kannst du durch einen neuen Zuschnitt die Bildwirkung von manch einem Motiv noch steigern.
10. Abstrakt
Ausgefallen darf es schon sein, doch bei Linien ist eine gewisse Zurückhaltung angebracht. So wirken gerade Linien eher statisch oder auch starr. Geknickte oder gebogene Linien vermitteln dagegen den Eindruck von Beschwingtheit und Dynamik. Für eine harmonische Bildwirkung empfiehlt es sich, eine gewisse Symmetrie einzuhalten – denn unser Auge ist stets vergleichend tätig.
11. Bewegung
Reizvoll ist es auch, das statische Moment in Architekturfotos durch Bewegung aufzubrechen. Mit einer längeren Belichtungszeit werden Passanten oder ein die Brücke passierender Zug unscharf abgebildet – das verleiht Bildern Lebendigkeit. Personen sollten sich nicht als störender Punkt irgendwo im Bild befinden, sondern bevorzugt im goldenen Schnitt.
12. Details
Architektur-Fotografie hat nicht nur Gesamtaufnahmen von einem Bauwerk zum Ziel. Für Detailfotos, bieten z.B. Tempelfriese und gotische Kathedralen oder moderne Stahlkonstruktionen ein fast unerschöpfliches Feld. Solche Bilder lassen sich zu aufregenden Serien zusammenfassen.
13. Tageszeit
Ob klassizistischer Bau, postmodernes Museum, alte Textilfabrik ... – für beeindruckende Fotos von Gebäuden spielt die Lichtsituation eine entscheidende Rolle. Als Grundregel gilt: Meide das harte Licht der Mittagsstunden und finde heraus, wann ein seitlich einfallendes Licht die Strukturen am besten herausarbeitet. Beobachte dazu das Motiv deiner Wahl zu unterschiedlichen Tageszeiten oder versuche – gerade auf Reisen - den Sonnenverlauf abzuschätzen. Ein kleiner Kompass leistet dabei gute Dienste.
14. Mehr Tiefe durch Schatten
Du solltest darauf achten, dass eine Seite im leichten Schattenbereich liegt. Das Gebäude wirkt dadurch interessanter und das Auge kann es besser abgrenzen.
15. Ausschnitt
Der gewählte Bildausschnitt ist entscheidend dafür, ob ein Foto interessant und spannend wirkt. Fotografier einfach mal aus ungewöhnlichen Bildwinkeln. Aufnahmen, die aus unser Alltagsperspektive, also aus Augenhöhe, gemacht werden, wirken sehr ruhig und gesetzt. Viel aufregender und dynamischer wirken (Nah-)Aufnahmen, welche die Zentralperspektive einfach ignorieren und so einen ganz anderen Blick auf architektonische Strukturen ermöglichen.
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